Aromatisch, genussvoll, heilkräftig: Schafgarbe
Laut einer Legende war es die verliebte Aphrodite, die die Schafgarbe auf die Erde gebracht hat. Sie soll das sehr robuste Pflänzchen dem Achilles geschenkt haben, auf dass er die Wunden seiner Soldaten heile. Klar, so eine Göttin steht halt auf siegreiche Helden, da musste es schon ein wirkungsvolles Kraut sein. Und in der Tat steckt im „Achilleskraut“, wie die Schafgarbe auch genannt wird, eine Kombination aus Inhaltsstoffen, die nicht nur großartig schmeckt, sondern auch entzündungshemmend und wundheilend wirken kann. Doch bevor wir in die Details gehen, fangen wir mal ganz oberflächlich an. Mit der Optik.
Schafgarbe – die Tausendblättrige
Achillea millefolium. Der Beiname beschreibt sie schon ganz gut. Denn die Gewöhnliche oder auch Wiesen-Schafgarbe scheint abertausende Blättchen zu haben. Bei genauerer Betrachtung sind es keine Einzelblätter sondern viele, viele kleine Blattfiedern, die sich wechselständig am Blattstiel anordnen. Und wieder kommt Aphrodite ins Spiel bzw. ihr römisches Pendant, die Venus, denn die Schafgarbe wird auch Augenbraue der Venus genannt. Warum? Das seht Ihr sofort, wenn Ihr eines der zarten Blätter pflückt und waagrecht haltet. Es biegt sich wie eine Augenbraue, feingezeichnet und doch schön buschig. Dieses Blättchen könntet Ihr eventuell mit einem Wiesen-Kümmelblatt verwechseln, das jedoch weniger stabil ist und gegenständige Fiederblättchen hat. Auch der Wiesen-Kümmel ist essbar, insofern wäre eine Verwechslung nicht weiter schlimm. Schmeckt und wirkt halt anders.
Die Blüten der Schafgarbe an ihrem sehr stabilen Stängel machen sie dann wirklich unverwechselbar. Es sind nämlich lauter kleine Korbblüten, außen weiß oder rosa und innen gelblich, die scheindoldig angeordnet an unterschiedlichen Punkten entspringen. Die Blütezeit der Schafgarbe beginnt jetzt, Ende Mai, Anfang Juni und geht teilweise weit bis in den Oktober hinein.
Schafe, so heißt es, fressen übrigens nur die ganz zarten Blättchen des Korbblütlers Schafgarbe. Den harten Blütenstängel mitsamt Blüte lassen sie stehen. Diesen Deal haben Pflanze und Tier miteinander ausgemacht: Die Garbe hilft den Schafen, wenn sie Bauchweh haben. Dafür lassen die Tiere die Blütenstängel stehen, damit die Schafgarbe auch weiterleben kann.
Krampfkraut und Wundheiler
Womit wir beim nächsten Thema wären. Nein, nicht bei der sorgsamen und pflanzenfreundlichen Ernte, sondern beim Bauchweh. Die Schafgarbe ist aus phytotherapeutischer und volksheilkundlicher Sicht nämlich ein beliebtes Krampfkraut, das als Tee bei Bauchkrämpfen hilft und auch den Appetit anregt, wenn jemand ‚krampfhaft‘ nicht essen kann. In Kombination mit Frauenmantel gilt sie als ausgleichend bei Menstruationsbeschwerden, als Sitzbad kann sie auch diese Art von Krämpfen lösen. Darüber hinaus wirkt das feinfiedrige Kraut mitsamt Blüten antibakteriell und adstringierend, so dass es in der traditionellen Medizin bis heute entzündungshemmend und wundheilend genutzt wird. Ob Achilles, der sein Wissen laut Sage bei dem heilkundigen Kentaur Chiron gelernt hat, daher doch dank diesem Kraut so siegreich war?
Genau werden wir es wohl nie erfahren, aber ein Stück Wahrheit mag dran sein. Denn neben verschiedenen ätherischen Ölen wie Campher und Pinen, enthält Achillea millefolium den heilkräftigen Wirkstoff Proazulen, den wir auch aus der Kamille kennen. Darüber hinaus sind Gerb- und Bitterstoffe drin, Flavonoide, Cumarin, Kaffeesäurederivate sowie reichlich Vitamine und Mineralien – speziell Kupfer und Kalium.
Von Dip bis Grillspieß: Schafgarbe kulinarisch
Die Schafgarbe ist als ganz schön gehaltvoll, weshalb es sich auch aus gesundheitlicher Sicht durchaus lohnt, sie sich genussvoll einzuverleiben. Da sie einen recht intensiven Geschmack mitbringt, eignet sie sich vor allem als Würzkraut. Wir nutzen die Blättchen zum Beispiel, um Dips zu aromatisieren, unseren Sommerrollen oder dem Unterhachinger Wildkräutersalat ein wildes Aroma zu geben und nicht zu vergessen: für unsere Schafgarbe-Sauerklee-Suppe, die Ihr jetzt schon seit einigen Monaten als Startbild auf unserer Webseite bewundern dürft. Das Rezept dazu findet Ihr hier.
Und wenn Ihr gerade voll in die Grill-Saison eintaucht, haben wir noch einen Tipp für Euch: Nutzt den harten Blütenstängel der Schafgarbe doch als Grillspieß für Gemüse, Grillkäse und Co. Dazu piekst Ihr einfach ein kleines Loch die Gemüse- oder Käsestückchen und schiebt sie dann von unten über den Stängel. Die Blätter dürfen dranbleiben, das gibt ein wenig Würze von innen. Wenn Ihr die Spieße dann noch mit einem Öl aus gehackten Schafsgarbenblättchen, Olivenöl, Pfeffer und Salz bepinselt und vor dem Grillen etwas ziehen lasst, wird es ein sehr aromatischer Grillgenuss. Probiert es einfach aus!
Viel Spaß mit dem hocharomatischen Tausendsassa!
PS: Wie viele heilkräftige heimische Wildpflanzen wächst übrigens auch die Schafgarbe reichlich im Perlacher Forst. Wenn Ihr wissen wollt, was da sonst noch so grünt und blüht und welche heilkräftige Wirkung diese Pflanzen haben können, dann könnte unsere Heilkräuter-Wanderung im Perlacher Forst etwas für Euch sein.
Kulinarisch genussvoll mit Schafgarbe und anderen heimischen Wildpflanzen, die demnächst in voller Blüte stehen, wird es in unseren Wildkräuter-Workshops: Blütenvielfalt & Sommerkräuter oder Kochen mit Wildkräutern.