Sellerie: Tolle Knolle
Zugegeben – er ist nicht auf Anhieb der ganz große Star. Optisch würde man ihn wohl eher als knorrige Schönheit bezeichnen. Und so manches Kind verdreht die Augen, wenn er auf den Tisch kommt. Doch als wir überlegten, welches Lebensmittel wir Euch im Kontext von #veganuary genauer vorstellen wollen, waren wir uns auf Anhieb einig: Unser Liebling des Monats heißt Sellerie.
Heimischen Sellerie bekommt Ihr derzeit vor allem in Form der beigefarbenen, knubbeligen Sellerieknolle. Sie wird meist von Juni bis Dezember geerntet und kann den ganzen Winter über gelagert werden. Professionell wäre dafür ein feuchtes Sandbett im kühlen Keller, aber auch im heimischen Kühlschrank hält sich Sellerie einige Wochen. Bevorzugt Ihr jedoch die fleischig-grünen Stangen mit den petersilienähnlichen Blättern, so ist der späte Sommer von August bis Oktober die optimale Zeit für regionale Freilandware. Die Selleriestangen im Gemüseladen kommen derzeit meist aus Südeuropa.
Aber halt. Knollensellerie, Staudensellerie, Stangensellerie: Ist das denn alles das gleiche? Ist es ein und dieselbe Pflanze, die optisch so unterschiedlich daherkommt?
Mit Schale, Strunk und Stiel
Die Antwort ist ein klares Jein. Die Wildform des Echten Sellerie ist ursprünglich in Italien beheimatet und hört auf den botanischen Namen Apium graveolens. Dieser Doldenblütler zeichnet sich wie einige andere seiner Familienmitglieder – Apiaceae – durch gerade, gerillte Blattstängel mit dunkelgrünen, gefiederten Blättern und eine häufig verdickte Pfahlwurzel aus. Unsere Sellerieknolle ist nämlich eigentlich eine Rübe. Beim wildwachsendem Echten Sellerie sind aber weder Stängel noch Knolle (oder Rübe) so ausgeprägt, wie wir sie kennen. Unser Stangen- bzw. Staudensellerie und Knollensellerie sind daher Zuchtformen des Echten Sellerie. Varietäten, wie die Botaniker sagen.
Die gemeinsame Herkunft legt nun nahe, dass Ihr vom Sellerie alles essen könnt. Egal, ob sich um die kleine Knolle des Staudensellerie oder die grünen Blätter des Knollensellerie handelt – alles essbar! Das weiß allerdings bei weitem nicht jeder. Sellerie steht deshalb bei unseren Gemüseliebe-Workshops oft ganz oben auf der Liste. Die Blätter sind ein tolles Würzkraut, ähnlich wie Petersilie. Die Stängel kennen wir roh und gekocht als Gemüse, ebenso wie die Knolle. Auch die Blütendolden und Samen können wir genießen, letztere erinnern als intensives Gewürz an Fenchelsamen oder Anis. Und ja, sogar die kleinen Wurzeln an der Knolle und auch die Schale schmecken herrlich. Ihr sollet sie nur sehr gut waschen und eine Idee haben, welche Zubereitung den Geschmack optimal herauskitzelt.
Was hat er, was andere nicht haben?
Doch warum soll jetzt ausgerechnet Sellerie so ein Superfood sein, wenn es um vegane und vegetarische Ernährung geht? Der erste Grund ist, dass sich mit Knollensellerie vielfältige köstliche Gerichte zaubern lassen. Schnitzel, Knödel, Eintopf und Auflauf erfüllen den Wunsch nach herzhaftem Aroma, einem festen Biss und sogar dem Sättigungseffekt, den viele Menschen von Fleisch erwarten. Und gerade jetzt im Winter steht uns der Sinn doch häufig nach Essen, das eher deftig ist und von innen wärmt. An grauen Tagen soll die Mahlzeit Gaumen, Magen und Seele schmeicheln. Sellerie – richtig zubereitet und kombiniert – kann das.
Aber es gibt noch einen zweiten guten Grund. Denn neben Eiweiß, Ballaststoffen und Kohlehydraten bietet die tolle Knolle einige Inhaltsstoffe, die nicht nur Vegetarier und Veganer zu schätzen wissen sollten*. Sellerie enthält neben einer guten Portion Vitamin C auch reichlich B-Vitamine, vor allem B6, und Vitamin K. Gleichzeitig punktet er mit einem hohen Kalziumgehalt (für die Knochen) und sehr viel Kalium, das den Wasserhaushalt im Körper ausgleichen kann.
Beruhigt den Magen, belebt die Verdauung…
Bitterstoffe, Senf- und ätherische Öle sowie Flavonoide sind weitere pflanzliche Helfer für Gesundheit und Genuss im Sellerie. Die Kombination aus Bitterstoffen und ätherischen Ölen in der Knolle macht nicht nur den besonderen Geschmack aus, sie kann auch einen gereizten und nervösen Magen beruhigen. Gleichzeitig regt sie die Verdauungssäfte an und wirkt dadurch ausgleichend, auch Blähungen werden reduziert. Gleichzeitig machen die leicht scharfen Senföle unerwünschten Bakterien den Garaus.
… und gilt als besonders gut fürs Blut
Darüber hinaus enthält Sellerie den gelben Pflanzenfarbstoff Apigenin, ein Flavonoid, das entzündungshemmend und antioxidativ wirken kann. Und seine ätherischen Öle wirken nicht nur auf das Verdauungssystem entkrampfend und entspannend. Sie können auch dazu beitragen, dass der Blutdruck gesenkt wird, weil sich die Gefäße entspannen und etwas weiten. Außerdem haben Forscher nachgewiesen, dass regelmäßiger Selleriegenuss die Blutfettwerte ebenso reguliert wie den Blutzuckerspiegel.
Genusskünstler in Kombination
Unser Lieblingsgemüse des Monats kann also eine ganze Menge, um uns den Veganuary (oder auch einfach nur den Winter) schmackhaft zu machen. Häufig sind es dabei die Kombinationen, die ihn reizvoll machen. Probiert doch mal unsere veganen Sellerieschnitzel aus – und ergänzt sie mit einem frischen Salat, Süßkartoffelstampf und einem Rote-Bete-Dip oder einer veganen Mayonnaise. In den nächsten Wochen verraten wir Euch hier im Blog noch weitere Rezepte mit der tollen Knolle. Wenn Ihr die nicht verpassen wollt, folgt uns auf Instagram oder meldet Euch für unseren Newsletter an. Und wenn Ihr Lust habt, mal Gemüse wie den Sellerie mit Stiel und Strunk zu genießen und ganz ohne Abfall zu verwerten, dann könnten unsere Gemüseliebe-Workshops etwas für Euch sein.
Tipp: Sellerie aus der Region findet Ihr natürlich auch immer wieder bei uns auf der Speisekarte – und Ihr könnt ihn im Laden kaufen. Da wir unser saisonales Bio-Gemüse hauptsächlich von kleinen Höfen und Gärtnereien aus der Umgebung beziehen, wechselt unser Angebot jedoch quasi täglich.
Hinweis: Nierenkranken und Schwangeren wird zur Vorsicht bei reichlichem Genuss von Sellerie geraten. Im Zweifel fragt bitte Euren Arzt.