Eine Johanniskraut-Blüte
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Johanniskraut: Sonnenkraft für Nerven und Seele

Im Perlacher Forst ist es jetzt im Hochsommer kaum zu übersehen, aber auch sonst leuchtet es uns sonnengelb von vielen Weg- und Waldrändern entgegen: das Echte Johanniskraut. Es ist eine starke Pflanze, die da in unseren Wäldern wächst. Wärme, Sonne und Licht scheint sie förmlich einzufangen. Eine Eigenschaft, die wir uns wunderbar zu nutze machen können.

Nur echt mit Punkten

Normalerweise sind wir hier ja eher wildkulinarisch unterwegs, aber diese Pflanze hat – finden wir – die volle Aufmerksamkeit verdient, auch wenn sie kulinarisch mal nicht der Renner ist. Denn das Johanniskraut ist eine wunderbare Heilpflanze, lindert vielfältige Beschwerden und lässt sich recht unkompliziert auch in der Hausapotheke einsetzen.

Doch fangen wir mal mit der Optik an, denn das Echte oder auch Getüpfelte Johanniskraut hat viele Familienmitglieder, die ihm auf den ersten Blick zwar sehr ähnlichsehen – aber nicht heilkräftig sind. Wenn Ihr das Kraut nun sicher bestimmen wollt, achtet zunächst auf die gelben, fünfzähligen Blüten, die meist zu mehreren erscheinen, und die ovalen bis eiförmigen Blättchen, die immer paarweise gegenüber angeordnet sind. Im nächsten Schritt gilt es herauszufinden, ob der Stängel zweikantig und markig gefüllt ist und die Blätter viele kleine Punkte zeigen. Diese Punkte haben dem Echten Johanniskraut den Beinamen ‚getüpfelt‘ oder perforiert eingebracht Manche dieser Punkt sind dunkel, viele eher durchscheinend. Haltet das Blatt gegen die Sonne, dann seht Ihr die Punkte gut. Eine weitere Überraschung bieten die Blüten: Wenn Ihr sie mit den Fingern zerquetscht, tritt ein roter Farbstoff aus, der ordentlich färbt: Hypericin. Doch dazu unten mehr.

Juni, Juli, Johanniskraut

Die beste Zeit um Hypericum perforatum, so die botanische Bezeichnung, zu ernten, beginnt mit der Sommersonnenwende. Nicht umsonst ist es passend zum Johannitag, dem 24.6 benannt. In den Wochen danach, wenn die Sonne am höchsten steht, am längsten scheint und ihm richtig Kraft gibt, entwickelt das Pflänzchen eine Blüte nach der nächsten. Oft hat man den Eindruck, die ganze Staude besteht aus Blüten. Die Blütezeit reicht bis Mitte August, und auch in die Himmelfahrtsbuschen (15.8.) gehört es auf jeden Fall hinein – um die Ernte vor Unwetter und die Menschen vor Dämonen zu schützen.

Heilende Sonnenkraft

Ach die Dämonen. Früher glaubte man fest an die Macht des Johanniskrautes, wenn es darum ging diese dunklen, ungebetenen Gäste zu vertreiben. Und tatsächlich lag man gar nicht so falsch. Schließlich sagte der Volksglaube, dass Menschen, die man heute als depressiv oder stark melancholisch bezeichnen würde, von Dämonen besessen wären. Und wir wissen heute, dass Johanniskraut eines der stärksten heimischen pflanzlichen Antidepressiva ist. (Bitte ggf. Arzt/Ärztin und Apotheker:in zu Rate ziehen.) Im übertragenen Sinne kann man sagen, dass es Sonne und Licht in den Körper zurückbringt. Biochemisch gesehen verantwortet das im Johanniskraut enthaltene Hypericin zusammen mit den anderen Inhaltsstoffen diese Wirkung aus. Entsprechend kann eine milde Teekur zum Beispiel Winterblues lindern und einen ruhigen Schlaf fördern. Als Rotöl beruhigt es die gereizten Nerven unter der Haut, zum Beispiel beim Mouse-Arm, lässt Schürfwunden schneller abheilen und kühlt den Sonnenbrand.

Apropos Sonnenbrand: Johanniskraut lässt nicht nur die Sonne in den Körper, es macht auch Haut und Augen deutlich lichtempfindlicher. Wer regelmäßig Johanniskrauttee trinkt, sollte beim Sonnenbaden also noch vorsichtiger sein, als ohnehin ratsam ist. Außerdem ist Vorsicht bei der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten gegeben, besonders die Anti-Baby-Pille verliert unter Umständen ihre Wirkung.

Kulinarisches mit dem Johanniskraut

Auch wenn das ganze Kraut essbar ist, so schmecken eigentlich nur die Blüten aromatisch und gut. Ein wenig wie Safran und leicht scharf. Ihr könnt sie also als essbare Deko verwenden oder – wie im Blog Wildkräuterköchin beschrieben – einen Risotto damit aromatisieren. (Das Rezept dazu verraten wir Euch demnächst auch hier im Blog.)

Mehr über das heilende Johanniskraut und andere starke, heimische Heilpflanzen erfahrt Ihr bei unserer großen Heilkräuterwanderung am Mittwoch, 20. Juli von 17 bis 20.30 Uhr. Am Ende der Führung bereiten wir einfache Heilmittel für die Hausapotheke zu. So könnt Ihr selbst erleben und wortwörtlich erfassen, wie Ihr mit Heilpflanzen arbeitet.

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