Giersch: Vom Gartenunkraut zum grünen Genuss
Wie steht Ihr eigentlich so zu Giersch: Große Liebe? Oder doch eher totale Ablehnung? Der Giersch, Aegopodium podagraria, auch Geißfuss, Zipperleinskraut oder Erdholler genannt, spaltet die Gemüter. Gerade Gärtner haben oft ein sehr unerfreutes Verhältnis zu ihm, denn er macht sich gerne mal ungefragt breit. Und zwar sehr breit.
Wir Wildkräuterfans hingegen – und da verallgemeinere ich jetzt ganz frech – haben ihn tatsächlich zum Fressen gerne. Und das aus gutem Grund. Denn der Doldenblütler ist nicht nur grün und gesund, er lässt sich auch vielfältig in der Küche nutzen. Mit seinem Aroma, das an Karotte, Petersilie oder Sellerie erinnert, eignet er sich vom Salat bis zum Kuchen. Und als Limo kann er geradezu Kultstatus erlangen…
Mit 3-3-3 hast Du den Giersch dabei
Doch starten wir mal mit den Grundlagen: Der Giersch ist eine sogenannte Randpflanze, die gerne schattig wächst und sich über Ausläufer vermehrt. Ihr erkennt ihn am besten an seinem dreikantigen Blattstängel, der eine Rille hat, im unteren Bereich oft rötlich ist und sich unter der Erde zum „Geißfuß“ verbreitert sowie den typisch dreieckig, dreiteilig, dreigefiederten Blättern. Genau, dreimal drei: „Mit 3-3-3 hast Du den Giersch dabei“ heißt deswegen auch der Merkspruch. Weniger markant sind hingegen die weißen Doldenblüten, die im Juni zu blühen beginnen – da besteht Verwechslungsgefahr mit anderen, teilweise ungenießbaren oder giftigen Artgenossen. Nutzt zur Bestimmung daher auf jeden Fall die Blätter.
Was ist drin?
Giersch, Aegopodium podagraria, enthält neben antibakteriell und antimykotisch wirkenden ätherischen Ölen vor allem viel Vitamin C, A, E sowie Carotin. Seine große Stärke liegt aber in der Vielfalt an Mineralstoffen: Reichlichen Kalium in der Kombination mit Eisen, Magnesium, Calcium, Kupfer und Mangan. Der hohe Kaliumgehalt ist für die leicht harntreibende Wirkung des Gierschs verantwortlich, er entsäuert und eignet sich daher prima, wenn die Ernährung möglichst basisch sein soll. Volksheilkunde und Homöopathie nutzen Giersch in Form von Umschlägen oder Tee gegen Gicht und Rheuma – daher kommt auch der Name „Zipperleinskraut“. Darüber hinaus kann das grüne Kraut entzündungshemmend sowie immunstärkend wirken und er regt sanft den Urogenitalbereich an. Daher sollte er in der Schwangerschaft nur mit Vorsicht und in Maßen genossen werden. Weitere Nebenwirkungen sind uns nicht bekannt.
Vielfältiger Giersch-Genuss
Während der Giersch heilkundlich heutzutage eher selten zur Anwendung kommt, ist seine Bekannt- und Beliebtheit als essbares Wildkraut in den letzten Jahren wieder ziemlich gestiegen. Ihr könnt Giersch das ganze Jahr über in der Küche nutzen, von jungen Sprossen über Blätter bis zu den Blüten und Früchten. Besonders zart ist der Geschmack jetzt im Frühjahr, Giersch ist ein wichtiger Bestandteil der Neun-Kräuter-Suppe und macht sich hervorragend im Salat, zum Beispiel in diesem Kraut-Salat. Im Laufe des Sommers nimmt das „Sellerie“-Aroma zu, jetzt könnt Ihr größere Blätter, Blattstiele und Knospen in gemischte Gemüse, Gemüsefüllungen oder Wildpflanzen-Spinat geben. Besonders spannend finden wir, dass sich Giersch auch in asiatisch oder arabisch inspirierten Gerichten gut macht – wie Sommerrollen oder Tabbouleh. Und wenn Ihr es gerne mediterran mögt, macht doch mal ein Pesto draus.
Gierschblüten eignen sich mit ihrem intensiv-würzigen Aroma für herzhafte ausgebackene ‚Kiacherl‘. Sie sind köstlich als essbare Deko oder Gewürz – vom Brotteig bis zum Kräuteröl. Zum Ende der Saison gibt es dann schließlich die Gierschfrüchte als sehr aromatisches Gewürz.
Unser Genuss-Tipp
Mit einem Giersch-Kartoffelstampf macht Ihr Groß und Klein eine Freude. Einfach einen Strauß Gierschblätter waschen und trockenschütteln. Dann Blätter und Stiele fein schneiden und unter die frisch gestampften Kartoffeln heben. Mein Tipp: Erst kosten und die Menge nach Geschmack bemessen.
Unser Garten-Tipp
Giersch verbreitet sich über seine Wurzeln, wobei jedes kleine Stück neu austreiben kann. Wer ihn aushackt, gibt ihm also meist neuen Schwung für den nächsten Trieb. Pflückt man die Blätter jedoch jung ab, kann der Giersch keine Photosynthese betreiben und breitet sich sehr viel langsamer aus.